30.11.2014

It's Carnival time!

copyright Marco Verch

- - - - - - - - English below - - - - - - -


15. November 2014:
Noch euphorisiert vom 11.11. und mit großer Vorfreude auf Altweiber wartend, legte ich mich auf die Couch und fing an, meine Karnevalspläne zu skizzieren.

Wir hatten/haben immer recht viele Gäste, die oft das erste Mal zum Karneval und nach Köln kommen. Sie sind meist überrascht, wie viele Dinge für dieses scheinbar chaotische Fest geplant werden wollen. Welches Kostüm darf's sein, wie viel Bier und Schnaps muss eingepackt werden, was zum essen wäre auch nicht schlecht, wann ist welcher Umzug wo? Darüber hinaus müssen die Gäste natürlich noch einen Crashkurs „Karnevalsvokabular“ absolvieren: Alaaf, Kamelle, Strüßjer...und die Talentiertesten unter ihnen merken sich auch noch das ein oder andere Karnevalslied.

Im Februar wird es allen Anscheins nach wieder sehr voll bei uns. Nicht nur, aber auch deswegen, habe ich eine „kleine“ Karnevalsübersicht zusammengestellt. Natürlich ist sie nicht komplett - in Köln ist an diesen Tagen einfach zu viel los - aber sie enthält die Essentials und vielleicht spricht sie ja den Ein oder Anderen an, sich dieses Mal ebenfalls auf in die Stadt mit der großen Kirche zu machen. Über Fragen, Anmerkungen, Ergänzungen etc. freue ich mich immer!

Fühlt euch willkommen in Köln!


Strüßjer - copyright Anish1610


Starten wir mit den Eckdaten:
  • 2015 beginnt der Straßenkarneval am 12. Februar; Aschermittwoch (18.2.) ist alles vorbei.
  • Das Sessionsmotto ist „Social jeck – kunterbunt vernetzt“ (könnte schlimmer sein, wenn auch nicht sehr viel...)
  • Das Dreigestirn (die Karnevalsregierung, wenn man so will) besteht dieses Jahr aus Prinz Holger I., Bauer Michael und Jungfrau Alexandra.


Altweiber

Entstanden ist der Altweiberbrauch vor knapp 200 Jahren in Bonn-Beuel, als sich ein Damenkommittee gründete, in dem sich Frauen gegenseitig unterstützen und austauschten. Gegen das Patriarchat auflehnen light, sozusagen. Damals war es dennoch eine große Sache.
Heute lehnen sich die meisten „Wiever“ an Weiberfastnacht nicht auf, sondern allerhöchstens nach ein bisschen viel Getränk an Häuserwände oder andere Menschen an. Sehr gut lässt sich das auf und um den Heumarkt und Alter Markt beobachten. Los geht’s selbstverständlich um 11:11.

In Nippes fangen se schon um 9:11 Uhr auf dem Wilhelmplatz an, aber die Nippeser sind ja eh ein verrücktes Völkchen (absolut positiv und anerkennend gemeint!)

Gegen 2 wird am Chlodwigplatz/Severinstor das Schauspiel Jan un Griet aufgeführt, danach geht ein Umzug zum Alter Markt. Was es mit dem Spiel auf sich hat? Siehe hier.


Freitag

Ein Ausruh- und Wiederherstellungstag. Wer mag, geht am späten Nachmittag zum Sternmarsch der Veedelsvereine am Alter Markt. Ich war noch nie dort, aber es soll sich angeblich lohnen. Ansonsten gibt es meiner Meinung nach nur auslassungswürdige Events wie das „Kölschfest“ am Südstadion.


Karnevalsamstag

Jetzt aber wieder ein richtiger Highlight-Tag. Wie beginnt man so einen Tag? Natürlich mit Erbsensuppe (Ähzezupp) und Kölsch um halb 11 morgens auf dem Neumarkt. Da treffen sich nämlich die Roten Funken und „gedenken“ dem ersten Kölschen Karnevalszoch, der hier 1823 stattfand. Das Prinzip ist einfach: Rote-Funken-Kölschglas kaufen und es sich dann sooft man möchte for free nachschenken lassen. Aber langsam, der Tag wird noch lang.

Auf jeden Fall den Stippeföttche-Tanz der Funken anschauen: Männer in Uniform und mit Perücken reiben ihre Hintern aneinander. Weltklasse. Die Kölner behaupten, diesen wunderbaren Tanz erfunden zu haben, möglicherweise hat er aber einen viel länger zurückliegenden Ursprung.

Abends wird’s dann schaurig beim Geisterzug. Dieser alternative Umzug ist herrlich anders, als alle anderen Züge. Geister, Monster und Vampir sind die Kostüme der Wahl. Es werden weder Kamelle (Süßigkeiten) noch Strüßjer (Blumensträuße) geworfen; der Zug will der sauberste der Stadt sein. Dennoch gibt es weniger – oder eher andere – Regeln: mitmachen kann und soll Jede(r). Die Geisterzug-Organisatoren drücken es so aus: "Zuschauer werden geduldet, Mitgehende sind uns lieber." Der Zoch ist nicht nur Party, er wird zu einer politischen Demonstration. Außerdem kommt er ohne Technik aus; Musik über Lautsprecher oder motorisierte Wagen sind verboten. 2015 widmet sich der Zug Aggripina, die - mehr oder weniger - „Gründerin“ Kölns.
Ist ja auch ihr 2000. Geburtstag, da kann man mal dran erinnern. Entsprechend verläuft der Zugweg entlang der alten römischen Stadtmauer, von der Malzmühle bis zurück zum Heumarkt, und es werden wohl viele römische Geister anwesend sein. Los geht’s um 19 Uhr.



Sonntag

Auch heute ist wieder Großkampftag. Die Schull- und Veedelszöch stehen an.

copyright Robert Brands

Schulen und Vereine veranstalten einen Umzug über die Strecke des Rosenmontagszugs. Für viele Kölner ist das eine beliebte Alternative (oder Ergänzung) zum Rosenmontagszoch. Eine Jury kürt die beste Fußgruppe und die beste Wagengruppe, zudem wird ein Originalitätspreis durch den Rosenmontagszugleiter vergeben. Alle drei Gewinnergruppen sind dann beim Rosenmontagszug am nächsten Tag dabei. Die Veedelszöch fanden das erste Mal 1933 statt, und hatten/haben das Ziel, den volkstümlichen Ursprung des Karnevals zu betonen. Los geht’s mal wieder um 11:11.



Rosenmontag

Der Höhepunkt, und nichts anders als das. Der Rosenmontagszug zieht die meisten Besucher an und ist riesig. Er geht schon um 10:30 los und schlängelt sich über Stunden durch die Kölner Innenstadt. Auf jeden Fall den kompletten Morgen und Nachmittag einplanen! Rosenmontag ist wohl auch für Touristen die beste Gelegenheit, alles, was zum Straßenkarneval dazugehört (Kamelle, Strüßjer, Bützje usw.), kennenzulernen und zu erleben.

Danach geht’s in den Kneipen im Kwartier Latäng, in der Südstadt oder im eigenen Veedel weiter.



Veilchendienstag

Für viele ist mit dem Rosenmontag der Karneval vorbei. Für andere ist aber gerade die Nubbelverbrennung am Dienstag einer der Höhepunkte. Die Strohfigur steht symbolisch für alle Entgleisungen - welcher Art auch immer - der letzten Tage. Mehrere Kneipen in der Südstadt, zum Beispiel die Ubierschänke, sowie auf der Zülpicher Straße und in der Altstadt verbrennen ihre Nubbel.

Copyright Martin Terber

Darüber hinaus ist der Karneval in vielen kölschen Veedeln am Dienstag noch lange nicht tot, sondern mehr als lebendig. Es gibt Stadtteil-Umzüge in Ehrenfeld, Nippes, Deutz, Kalk... Hier übrigens eine Liste mit allen Umzügen an allen Tagen.
Sind schon einige, fällt mir da auf...


Am Aschermittwoch beginnt das Warten.




English


November 15, 2014:
The euphoria that beset me on November 11 was still pumping through me and was just about to be replaced with excitedness, looking forward to the Carnival highlights in February, when I lay down on the couch and started to sketch my plans for this Carnival season.

My girlfriend and I always had/have a lot of guests coming from around the world for Carnival. Most of them have never been to Cologne let alone Carnival and are usually quite surprised to see how much planning we put into this seemingly chaotic festival. Which costumes, how much beer and schnaps, what to eat, when is this one or that other parade and where? In addition, guests obviously have to take the more or less voluntary 101 on 'Carnival vocabulary': Alaaf, Kamelle, Strüßjer...some of the more talented ones will even memorize some of the Carnival songs. Good job!

Apparently, our place will get packed again this February. Not only, but also because of this, I started to compile a „small“ overview on Carnival. It is by no means exhaustive – there is just too much going on in Cologne during these days – but it contains the essentials and will hopefully appeal to one or the other and let them consider coming to our city for Carnival.

 

If it does: See you in Cologne 2015!


copyright Martin Terber


Let's just start with the key data, shall we?
  • In 2015, Carnival on the streets starts on February 12; everything ends on Ash Wednesday (Feb. 18).
  • This year's motto is „Social jeck – kunterbunt vernetzt“ (translating into sth. like „Social crazyness – connected in colours)
  • The Dreijestirn (lacking anything close to a good translation, I'll just call them the holy trinity of Carnival) consists of Prince Holger I., peasant Michael and virgin Alexandra this year.


Altweiber (Fat Thursday)

The idea of Altweiber (women taking over the power) came up about 200 years ago in Bonn-Beuel, where a so-called Ladies' committee formed. In this committee, women met to exchange views on their hard, male-dominated lives and supported each other. It was a first movement to oppose and reject patriarchy.

Today, the political character has disappeared and women on Altweiber-Thursday have to hold on to each other not for political support, but for the consumed alcohol... This procedure can be observed very well on and around Heumarkt and Alter Markt. The party starts – obviously – at 11:11 AM.

Copyright Marco Verch

In the neighbourhood of Nippes, festivities already start at 09:11 AM at Wilhelmplatz. The Nippes people are a crazy bunch (in a completely positive and likable way!)


The play Jan un Griet is performed at Chlodwigplatz/Severinstor at about two o'clock. After that, a parade runs from there back to Alter Markt. The play will probably not make that much sense if you don't speak German, but it can still be a nice start to see that Carnival is much more than just a lot of drinking.


Friday

Friday is recovery day. If you like to see another parade: In the late afternoon, clubs from the Cologne neighbourhoods converge from surrounding places onto Alter Markt. I've never been there myself, but I heard it's quite a nice parade. Besides that, there are some parties like the „Kölschfest“ close to Südstadion.



Karnevalsamstag (Saturday)

Starting into a day full of highlights. 
Blue instead of Red Sparks...
Copyright Marco Verch
 
Question: But how and where to start such a day? Answer: at 10:30 AM on Neumarkt, with traditional pea soup (Ähzezupp) and Kölsch beer. This is were the Rote Funken (literally 'Red sparks', rather a Red Guard) meets and 'commemorates' 1823, when the first Carnival parade took place here. It is an easy principle: you buy a Rote-Funken-beer glass and have it refilled for free as often as you like. But (try to) go slow! It's gonna be a long day.
You should definitely see the Rote Funken's 'Stippeföttche' dance: Grown-up man dressed up in uniforms and with wigs are rubbing their butts against each other. Class. We suppose that Colognians invented this (shall we really call it that) 'dance', but the origins might date back even longer and hint somewhere else.

It will get spooky in the evening. It's Geisterzug (ghost parade) time. This alternative parade is refreshingly different from all others. There are no Kamelle (sweets) and Strüßjer (small flower bouquets); the parade aims at being the city's cleanest.
There are also less – or rather different – rules: Everybody is invited to join. The Geisterzug organizers say: “We accept spectators, but we prefer participants.” In consequence, the parade is not only a party but turns into a political demonstration. In addition, it is deliberately technology-free: music via speakers or motorized vehicles are not allowed. In 2015, the parade honors Aggripina, the founder of Cologne. It's her 2000th birthday, this should make for a proper party. Therefore, the parade runs along the old Roman city walls, starting at Malzmühle and heading back to Heumarkt. There will probably be a lot of Roman ghosts this year. The parade starts at 7 PM sharp.



Sunday

Another important day: today, we'll have the so-called Schull- und Veedelszöch. Schools and clubs from the Colognian neighborhoods create their own parade which runs along the route of the big parade on Rose Monday. For many people from Cologne, this is a popular alternative (or supplement) to the big parade. A jury honors the best walking group and the best truck group, while the chief of the Rose Monday parade gives away an award for the most original group. All three winners will take part in the Rose Monday parade the next day. The Veedelszöch took place for the first time in 1933 and aim(ed) at underlining the folksy nature of Carnival's origins. The parade starts – again obviously – at 11:11 AM.



Rosenmontag (Rose Monday) 


This is nothing less than the absolute climax of Cologne Carnival.
Copyright Marco Verch
The Rosenmontagszoch attracts the most spectators and is just huge. It starts already at 10:30 AM and winds throughout the city center for hours. You will spend the complete morning and most of the afternoon at the parade. Rose Monday is probably the best opportunity for tourists to get to know and experience Carnival on the streets and everything that comes with it (sweets, flowers, kisses etc). After the parade, people head to the pubs and bars of Kwartier Latäng, Südstadt or the own neighbourhood to continue the party. Last man standing is the principle here.

 

Veilchendienstag (Tuesday)

For many people, the end of Rose Monday also means the end of Carnival. However, for others especially the events on Tuesday are Carnival highlights. One example is the 'Nubbelverbrennung', where a straw-stuffed puppet is burned. The puppet stands symbolically for all the misdemeanours (of which nature whatsoever) of the last days. Several pubs in Südstadt, for instance Ubierschänke, as well as on Zülpicher Straße and in the Old Town burn their Nubbels.
In addition, Carnival is still alive and kicking in many Cologne neighborhoods. There are local parades in Ehrenfeld, Nippes, Deutz, Kalk... Check out this list with all parades on all days here

Wow, I just realized that there are really a lot.


On Ash Wednesday, we start awaiting the next season.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen